Unter dem Motto “Radiologie meets…“ kommen alle klinischen Fachbereiche auf den Petersberg. In 2024 steht die Orthopädie im Fokus, wobei wir einen besonderen Akzent auf die unmittelbaren therapeutischen Konsequenzen der MSK-Diagnostik setzen

 

15. Petersberger Symposium - ein Rückblick

Mit Hand und Fuß – das Petersberger Symposium 2024

„Radiologie meets MSK“ hieß es vom 13. bis 14. September 2024 beim 15. Petersberger Symposium. Um die einhundert Gäste lockte die Tagung ins Steigenberger Grandhotel Petersberg in Königswinter nahe Bonn. Schwerpunktmäßig widmete sich die Fortbildungsveranstaltung der bildgebenden Diagnostik des muskuloskelettalen Systems (MSK) und deren Verknüpfung mit therapeutischen Strategien. Neben der einzigartigen Location im ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung zeichnete sich das Symposium wieder einmal durch eine namhafte interdisziplinäre Besetzung aus.

 

Am ersten Tag standen die drei zentralen Gelenkregionen der oberen Extremität im Mittelpunkt: Hand, Ellenbogen und Schulter. Den Auftakt gestalteten drei feste Größen der Handmedizin: Professor Rainer Schmitt aus München, der sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Radiologie der Hand beschäftigt und Mitherausgeber des Standardwerkes „Bildgebende Diagnostik der Hand“ ist; Dr. Wolfgang Fischer aus Augsburg, der Mitherausgeber des Lehrbuchs „Diagnostische Radiologie der Knochen und Gelenke“ ist; sowie der plastisch-ästhetische Chirurg Dr. Martin Richter aus Bonn, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Sie setzten mit ihren Vorträgen den fachlich hochkarätigen Startschuss.

Ein zentraler Diskussionspunkt der ersten Sitzung war die Bedeutung der apparativen Geräteeinstellungen bei MRT-Untersuchungen der Hand. Kritisiert wurde von radiologischer Seite, dass in der klinischen Praxis in Deutschland flächendeckend Mängel bei der technischen Durchführung dieser Untersuchungen bestehen würden, die die diagnostische Qualität beeinträchtigen könnten. Professor Rainer Schmitt forderte daher eine durchgehende Anwendung spezifischer Sequenzeinstellungen, Spulentechniken und den konsequenteren Einsatz von Kontrastmitteln im Praxisalltag.

Anschließend präsentierte Schmitt noch einen Vortrag zu Überlastungsphänomenen am Ellenbogen, bevor es dann mit dem zweiten großen Tagesthema weiterging: der Schulter. Ein besonders facettenreiches Gebiet in der Orthopädie und Unfallchirurgie, das einen festen Platz in der Arbeitsroutine von Radiologen einnimmt. Als Redner konnten hier die renommierten Radiologen Professor Karl-Friedrich Kreitner aus Mainz und Professor Marco Zanetti aus Zürich sowie der bekannte Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Privatdozent Dr. Wolfgang Nebelung aus Düsseldorf, gewonnen werden.

Highlight Lecture zur Zukunft der MSK-Radiologie

Zum krönenden Abschluss des Tages sprach dann Jan Fritz, außerordentlicher Professor und Leiter der Abteilung für muskuloskelettale Radiologie an der NYU Grossman School of Medicine, in seiner Highlight Lecture über die „Zukunftsentwicklung in der MSK-Radiologie“. Dafür war er live per Standleitung aus New York zugeschaltet. Fritz präsentierte seine Forschung über die Weiterentwicklung von MRT-Techniken, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz zur Optimierung von Diagnosen und der Beschleunigung von Untersuchungen.

Er zeigte, wie ein verkürzter Ausleseprozess der MR-Rohdaten wertvolle Zeit einsparen kann: Dabei wird nur ein Teil der Daten aus dem K-Raum ins MR-Bild übertragen, während die fehlenden Informationen rechnerisch ergänzt werden. Durch diese Methode lässt sich die Untersuchungszeit eines Knie-MRTs von etwa 17 auf nur 2 Minuten reduzieren – und das bei gleichbleibender Bildqualität, wie Fritz anschaulich demonstrierte. Er stellte außerdem einen innovativen Ansatz zur Patientenvorbereitung vor, der an seinem Institut praktiziert wird: Die Patienten werden bereits in einem Vorraum auf einer fahrbaren Liege vorbereitet und anschließend in den Untersuchungsraum geschoben, was schnellere Wechsel am MR-Scanner ermöglicht. Diese Vorgehensweise ist besonders vorteilhaft bei stationären Patienten, die mehr Zeit für eine stabile Lagerung benötigen.

Mit diesen spannenden Einblicken ging der erste Tag des Symposiums zu Ende. Bevor das Programm jedoch in ein entspanntes Get-Together überleitete, sorgte Prof. Klaus Bohndorf aus Augsburg, einer der Vorsitzenden der Sitzung zur Schulter, noch für eine Überraschung: Er verkündete seinen Rückzug aus der Radiologie und erklärte, dass dies die letzte wissenschaftliche Veranstaltung sei, an der er offiziell teilnehme.

Tag 2: Hüfte, Knie, Fuß

Am zweiten Tag drehte sich alles um die Gelenke der unteren Extremitäten: Hüfte, Knie und Fuß, ergänzt durch den wichtigen Themenkomplex Gelenkflächen und Knochentumoren. Die Experten Kreitner, Zanetti und Fischer brachten auch hier mit weiteren Vorträgen ihr umfassendes Fachwissen ein. Mitveranstalter und Gründer des Petersberger Symposiums, Dr. Bernd Sommer aus Bad Honnef, sprach über „Extraartikuläre MR-Pathologien der Hüfte“, wo die detaillierte Beurteilung der Strukturen entscheidend für die Differenzierung von extraartikulären und intraartikulären Ursachen ist.

Professor Stefan Haneder aus Bonn referierte zu „Gelenkflächenpathologien im Sprunggelenk/Knie“ und zeigte auf, wie diese die Gelenkmechaniken beeinträchtigen und zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Arthrose führen können. Anschließend beleuchtete Professor Marc-André Weber aus Rostock die Herausforderungen, die die Diagnostik von Knochentumoren in der täglichen Praxis mit sich bringen können. Aus klinischer Perspektive berichtete der Orthopäde Samir E. Shnayien aus Linz am Rhein mit einem Vortrag zur Bedeutung der Bildgebung für die konservative Therapie im Bereich Fuß. Mit einem Vortrag über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der MSK-Radiologie von dem bekannten Radiologen Priv.-Doz. Dr. Sven Nebelung aus Aachen fand das Programm dann am Samstagnachmittag einen gelungenen Ausklang.

(Dr. Bernd Sommer)